Die Zeit vorsichtig zu werden, kommt! Ist Cash King?

Ist die Zeit gekommen, ein paar Chips vom Tisch zu nehmen?
Aktien verkaufen, Indexes, Bewertung, Marktkommentar, Sachwerte, verkaufen ?
Bild: Trading Notebook Quelle: galileo-investments
Bild: Trading Notebook Quelle: galileo-investments

Jeden Tag ein neuer Rekord: DOW, Nasdaq, DAX, so hoch wie nie, wohin man auch schaut. Wie lange kann das noch gut gehen? Wird es ewig so weiter steigen?

Lesen Sie hier, ob es Zeit ist, vorsichtiger zu werden und vielleicht die Aktien Investitionsquote zu reduzieren. Außerdem stelle ich ein paar Möglichkeiten vor, wie Sie Ihr Risiko reduzieren können, ohne gleich alle Aktien zu verkaufen.

Die aktuelle Situation:

Nach 9 Jahren Hausse an den Aktienmärkten gibt es einige deutliche Warnzeichen, welche man sich einmal vor Augen führen sollte. Im Jahr 10 der Finanzkrise ist von Krise offiziell nichts mehr zu sehen. Es ist noch nicht sehr lange her, und wir mussten tagtäglich Berichte über ein fast insolventes Griechenland über uns ergehen lassen. Europa stand komplett infrage und es hätte jeden Tag vorbei sein können mit dem Euro. Seit Langem ist es ruhig geworden. Die Probleme von “Damals” sind aber alles andere als gelöst, und die Verschuldung von öffentlichen und privaten Haushalten befindet sich in ganz neuen ungewohnten Dimensionen.

Was macht die Masse?

Wie viele Ihrer Kollegen meckern über die hohen Immobilien Preise, und kaufen trotzdem über einen günstigen Kredit? Mit neuen Schulden und Niedrigzins haben die Zentralbanken der Welt Zeit gekauft und dabei das Problem für die Zukunft weiter vergrößert. Demgegenüber stehen Rekord Börsen und Rekord Immobilien Preise sowie eine gut laufende Konjunktur. Die Unternehmen liefern gute Zahlen und schrauben ihre Kurse in immer neue Höhen. Die Zinsen sind niedrig wie nie, alles ist finanzierbar.

Soll man jetzt verkaufen?

Der Volksmund sagt, solange es keine Euphorie gibt, haben wir auch keine Blase. In den letzten Wochen stelle ich aber schon eine gewisse Euphorie fest. Eine Sorglosigkeit macht langsam sich in Medien und Börsenforen breit. Fast hat man den Eindruck, es können gar nicht mehr nach unten gehen. Und doch stelle ich fest: Es gibt einfach keine günstigen Value Aktien mehr, welche man zum Kauf empfehlen kann. Alles ist ordentlich, ja sogar recht optimistisch, bewertet. Die Bewertungen sind ausgereizt, weiter Steigerungen nur noch in geringem Umfang möglich. Die Gefahr von Enttäuschungen wächst. Viele Aktien sind eine gute Halteposition, doch aufgrund ihrer Bewertung und Wachstumsaussichten nicht unbedingt ein Kauf. Bei vielen Positionen hat man einen ordentlichen Buchgewinn und müsste im Falle eines Verkaufs ordentlich Abgeltungssteuern zahlen. Macht das Sinn? Was macht man dann mit dem Geld, es auf dem Konto lassen, also Cash halten?

Leit-Börsen USA

An DOW und Nasdaq hängt alles. Die Kennzahlen weisen auf eine recht hohe Bewertung hin. So sind Value-Aktien nicht mehr unter einem KGV von etwa 20 zu bekommen. Die Dividendenrenditen liegen meist nur noch zwischen 1,5 und 3 %. Bei Technologietiteln sieht es noch schlechter aus, Bewertungen mit einem KGV von über 30 sind eher die Regel, als die Ausnahme. Es gibt folglich hohe Erwartungen an die Geschäftsergebnisse welche leicht enttäuscht werden können. So konnte man bereits letzte Woche beobachten, wie heftig teilweise die Reaktionen auf die gemeldeten Quartalszahlen waren. Selbst gute Zahlen, mit gesteigertem Gewinn konnten teils nicht überzeugen, wenn kein noch höherer Gewinn für die Zukunft (Q4) in Aussicht gestellt werden konnte.

Auswirkungen auf DAX und Co.

Das zeigt, die Bewertungen in USA sind weitestgehend ausgereizt. Kommt es hier zu einer Korrektur, so werden auch die Börsen in Europa und Asien korrigieren, da muss man sich keinen Illusionen hingeben. Und DOW und Co. sind sehr viel besser gelaufen als z. B. unser DAX. Legt man den DOW Jones einmal über den Kurs-DAX so sieht man, dass die Amerikaner fast 50% besser gelaufen sind. Das hilft uns aber nichts, kommt es in USA zu einem Crash oder einer Korrektur so wird es auch “uns” treffen. Eine mögliche Korrektur könnte aber bei den Europäischen Indexes etwas schwächer ausfallen.

Wird es überhaupt zu einer Korrektur kommen?:

Niemand kann Ihnen eine Garantie geben, dass es demnächst tatsächlich zu einer Korrektur an den Märkten kommen wird. Die Rahmenbedingungen sind einfach, in dieser Form, völlig neu. Es gibt für die Situation, in welcher wir uns befinden keinerlei Erfahrungswerte. Nie zuvor gab es dieses Zinsniveau, die indirekte Finanzierung der Staaten über die Zentralbanken und das künstliche Aufblähen der Geldmenge durch die Schaffung von immer mehr neuem Geld. Das Problem ist das Timing. Es kann durchaus noch einige Zeit so weitergehen. Niemand kann sagen, wie lange “einige Zeit” noch ist. Wir können durchaus noch deutlich höhere Börsenkurse sehen. Ein Zinsanstieg könnte direkt zu einer Abwertung der Börsen führen. Heute sind viele Investoren über Kredit investiert. Die Stimmung kann sich rasch verändern.

Das mag für viele Investoren neu sein. Durch die lange Hausse ist eine neue Generation von Investoren entstanden, welche noch nie einen Crash gesehen haben. Überall liest man von “Ihr Weg zur finanzieller Freiheit” oder “Ihr Weg zur finanziellen Unabhängigkeit in 15 Jahren” man träumt von einem Leben ohne Arbeit. Diese Investoren kennen nur eine Richtung, nach oben. Die endlose Hausse. Die bevorstehende Erfahrung wird sie hart treffen, wenn Ihre Zukunftsplanung an einem karibischen Strand, im gleichlang mit Ihrem Depot, wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt.

Warum soll ich nicht einfach alles verkaufen?

Es klingt einfach, alles verkaufen, und das Risiko ist weg. Leider ist dies aber nicht so. Beim Verkauf von Aktien tauschen Sie Sachwerte in Geldwerte. Während bei einer Inflation die Sachwerte wertvoller werden (mit der Inflation mitsteigen), verlieren Sie beim Halten von Cash Wert. Daher ist dies keine Lösung. Außerdem haben Sie dann keine Möglichkeit mehr von der wachsenden Geldmenge, also einer Wertsteigerung, zu partizipieren. Das Ziel der Zentralbanken ist die Entschuldung der Staaten über Inflation. Nur dadurch ist die überbordende Verschuldung überhaupt jemals wieder in den Griff zu bekommen. Die Zentralbanken und Staaten wollen die Inflation. Das sollten Sie bei allen Investitionsentscheidungen bedenken. Daher gebe ich Ihnen den Rat in Sachwerten wie Aktien, EM, Immobilien investiert zu bleiben, solange es geht.

Ein Dilemma ist das!

Ja, es ist ein Dilemma. Die Börsen sind hoch bewertet und es wird wahrscheinlich in absehbarer Zeit zu einer Korrektur kommen. (Im Übrigen sind auch Immobilien sehr hoch bewertet, dem Zinsniveau sei dank) eine weitere Zinsanhebung in USA könnte der Auslöser sein.

Gleichzeitig ist es aber “nicht ungefährlich” viel Cash zu halten. Wie Sie sich drehen und wenden, es gibt nicht die eine Lösung, welche alle Vorteile ohne Risiken bietet. Jeder muss für sich selbst abwägen, was in dieser Situation zu tun ist. Noch nie hat es geschadet, seine Investments auf mehrere Körbchen zu verteilen. Experten empfehlen, zu Recht, eine ausgewogene Mischung aus Immobilen, Edelmetalle, Anleihen, Cash und Aktien.  Ich empfehle das auch, gleichzeitig empfehle ich Aktien über Anleihen.

Was kann man tun?

Statt alles zu verkaufen, kann man sein Depot absichern bzw. robust machen gegen Wertverlust. Es wird nicht möglich sein, einen Crash oder eine größere Korrektur völlig unbeschadet zu überstehen. Und doch kann es einen großen Unterschied machen, ob man mit Minus 15 % oder Minus 60 % aus einer Korrektur kommt. An dieser Stelle möchte ich nun einige Möglichkeiten vorstellen.

  • Werte auf den Prüfstand stellen und ggf. verkaufen. Gehen Sie Ihr Depot durch und stellen Sie sich bei jeder Aktie die Frage “Würde ich die Aktie zum heutigen Kurs kaufen?” Alle Positionen mit Antwort “Nein” stellen Sie auf den Prüfstand, überlegen Ihre Position zu reduzieren oder vollständig zu verkaufen. Auf diese Weise können Sie auch spekulative Positionen in solide Papiere umschichten. Solide Werte weisen ein robustes Geschäftsmodell, geringe Verschuldung auf, und funktionieren auch in Krisenzeiten einigermaßen gut. Konsumgüter, Pharma, Energiekonzerne und Versicherungen sind Technologie, Hype und Industrieunternehmen vorzuziehen. Achten Sie auf eine günstige Bewertung, auch wenn es diese kaum noch gibt.
  • Die zweite Möglichkeit sind Teilverkäufe: Prüfen Sie Ihre Position und reduzieren Sie bei unsicheren Kandidaten, also solche mit hohen Bewertungen oder unklaren Aussichten, die Position. Sie könnten z. B. 50 % verkaufen und somit etwas Risiko raus nehmen. Mit den zweiten 50 % bleiben Sie dabei, falls es noch weiter nach oben geht. Nachteil hier ist ganz klar, dass Sie wahrscheinlich erhebliche Steuern auf realisierte Gewinne zahlen müssen.
  • Short Absicherungen über ETF: Eine weitere Möglichkeit ist, Ihr Depot mit ETFs gegen Kursverluste teilweise abzusichern. Mit einem Hebel Zertifikat wie den Short-DAX X4 auch überproportional mit vierfachem Hebel. Beachten Sie aber die Kosten dieser Versicherung, die Zertifikate verlieren über die Zeit an Wert, auch wenn der Markt nicht steigt und seitwärts läuft.
  • Short Absicherungen über PUT-Optionsscheine: Nur dann eine gute Idee,  wenn Sie sicher sind, dass die Märkte bald/demnächst fallen werden. PUT Optionsscheine sind sehr zeitabhängig und können schon nach kurzer Zeit viel Wert verlieren. Hier gewinnen eigentlich nur die Banken als Emittenten. Für den einen oder anderen Profi mit gutem Timing aber ggf. eine Option. Anfänger Hände weg von PUT-Optionsscheinen!

Welche Möglichkeiten gibt es noch?

  • Beimischung von Edelmetallen: Dies kann eine stabilisierende Wirkung auf Ihr Depot haben. Sie können Rohstoff ETFs oder Minenaktien beimischen. Die Hoffnung dabei ist, dass sich die Edelmetalle entgegen dem fallenden Markt entwickeln sollten. In der Theorie gleichen steigende Notierungen bei EM fallende Aktienkurse teilweise aus.
  • Eine weitere Möglichkeit ist der Kauf von Anleihen. Wenn es Ihnen nur um die Crash-Vermeidung geht, könnte dies eine Alternative sein. Sie bekommen dann zumindest noch Zinsen und bei erstklassigen Schuldnern ist die Rückzahlung relativ sicher. Anleihen sind aber ebenso wie Cash nicht Inflation-ausgleichend und gewinnen nicht wie Sachwerte an Wert, wenn die Inflation steigt.
  • Am Ende bleibt noch das halten von Cash, und zwar bewusst trotz der Inflationsrisiken. 10 – 20 % können in vielen Situationen Flexibilität geben. Denn sind die Kurse erst einmal gefallen, ergeben sich wieder Chancen und Sie können unten nachkaufen.

Handlungsempfehlung:

Die Bewertungen sind hoch, die Gefahr für einen Rückschlag oder gar einen Crash durchaus gegeben. Die Zinsen können nicht ewig so gering bleiben, gleichzeitig gelingt es den Zentralbanken nicht, eine Konsumgüter Inflation herbeizuführen. Gleichzeitig werden die Vermögenswerte wie Immobilien und Aktien immer teurer. Es findet also schon eine Vermögenspreis Inflation statt.

Als Anleger gibt es keinen Schutz gegen all diese Risiken. Sie können nun Risiken vermindern aber nicht völlig ausschließen. Verkaufen Sie alles, kann Sie die Inflation treffen und Sie sind bei weiteren Kurssteigerungen nicht dabei. Bleiben Sie investiert und es kommt zu einer scharfen Korrektur, verlieren Sie ebenso.

Zusammenfassung

Es gibt Möglichkeiten sich teilweise abzusichern. Reduzieren Sie spekulative Investments zugunsten von soliden Anlagen, mischen Sie Edelmetalle bei oder setzen Sie auf eine teilweise Short-ETF Absicherung. Und halten Sie zumindest etwas Cash. Zwar reduzieren diese Maßnahmen auch Ihre mögliche Rendite, Sie können dann aber gelassen in die kommenden Monate gehen.

Haben Sie weitere Ideen bzw. Strategien, wie man Risiko aus dem Depot nehmen kann? Schreiben Sie gerne einen Kommentar!